Schaffhauser Nachrichten 2000

Am 5. August 2000 erschien in den Schaffhauser Nachrichten der nachfolgende Artikel, verfasst von Philipp Landmark nach einem Besuch in unserem Klubhaus.

Im Kleinen entsteht die Welt immer wieder neu

Vor 20 Jahren haben sich einige Enthusiasten zum Modelleisenbahn-Klub Schaffhausen zusammengeschlossen.

Wenn eine Anlage fertig gebaut ist, erfasst den Modellbahner die grosse Leere – sagt man. Stimmt aber nicht: Weil eine Modellbahnanlage nie fertig ist, wie Mitglieder des Modelleisenbahnklubs Schaffhausen bei einem Besuch versichern. Man könne immer noch irgendetwas verbessern.Das zu glauben fällt schwer, wenn man sein Auge auf Anlagenabschnitten ruhen lässt, die offensichtlich «fertig» sind: Eine bis ins Detail perfekt nachempfundene kleine Welt bildet die Kulisse für die Züge, die mit einem Ziel von A nach B fahren und nicht, wie in Bubentagen, unter dem Weihnachtsbaum im Kreis herumsausen und ihrem eigenen Schlusslicht nachhetzen.

Drei Klubs in Schaffhausen
Gleich drei Klubs gibt es nur schon auf dem Gebiet der Stadt Schaffhausen: den Modelleisenbahnklub Feuerthalen, den Eisenbahn-Amateur-Klub Schaffhausen – der grösste der drei – und den Modelleisenbahnklub Schaffhausen, der dieses Jahr seinen 20. Geburtstag feiert. Und sich dem Publikum vorstellt: Am 9. und 10. September finden, wie alle zwei Jahre, Besuchstage im Klubhaus statt. In den Jahren dazwischen sind die Eisenbahn-Amateure dran – diese Absprache zeigt, dass Klubs trotz teilweise unterschiedlicher Philosophien ein gutes Einvernehmen untereinander haben. Zum Vereinsleben gehören aber auch Besuche bei auswärtigen Klubs – und natürlich auch Fahrten mit Bahnen im Massstab 1 zu 1. Wo übrigens keines der Klubmitglieder sein Geld verdient, im Meks hat es tatsächlich keine Bähnler – dafür einige, die bei den VBSH für den ordentlichen Busbetrieb sorgen. Vor über zehn Jahren nahm die bis anhin meist reine Männergesellschaft Damen auf: Die Frauen sind etwa bei Grillabenden oder Ausflügen dabei.

Aktivmitglieder bauen
Im Kern geht es aber weiterhin um die Anlagen. 14 Aktivmitglieder treffen sich jeweils am Freitagabend im geräumigen Klubhaus, um an den drei Anlagen weiterzubauen. Jeweils einmal im Monat ist dann Fahrabend, dann stossen auch die Passivmitglieder dazu, um ihre Schätze über das weitläufige Schienennetz fahren zu sehen.Entsprechend sind auch die Besitzverhältnisse geregelt: Die Anlagen und die festen Installationen gehören dem Klub und werden über die Mitgliederbeiträge sowie Anlässe wie den Besuchstag finanziert, das Rollmaterial gehört jedem Mitglied persönlich und wird auch zu Hause aufbewahrt. Das Klubhaus im Mühlental (vis-à-vis Otto Keller Transporte) gehört der Stadt und ist eine ehemalige Gastarbeiterunterkunft, die von den Klubmitgliedern liebevoll hergerichtet wurde.

Vergnügliche Vorbildtreue
Die grösste der drei Anlagen kombiniert im heute gängigsten Massstab 1 : 87 die Spuren H0 und H0m (Schmalspur). Diese Anlage wurde immer wieder teilerneuert, gerade entsteht auf einem Anlagenschenkel ein neuer Bahnhof, dessen Silhouette an den Bahnhof Schaffhausen erinnert – nur dass beim Original eben keine Schmalspurstrecke à la Rhätische Bahn beginnt. Das sind eben des Modellbahners Freiheiten: Zwar orientiert man sich sehr genau am grossen Vorbild, doch letztendlich soll das Hobby vor allem Spass machen. Deshalb darf an einem Fahrabend durchaus auch eine schwere amerikanische Diesellok durch die Schweizer Alpenlandschaft brummen. Wenn nun aber ein Mitglied die New Yorker Freiheitsstatue auf einen Schweizer Berggipfel bauen wollte, stünde das Signal wohl auf Rot: Die Gesamtplanung der Anlage obliegt einem Chef für die jeweilige Spur und wird in der Praxis von der dazugehörigen «Fraktion» ausdiskutiert.Der Präsiden t des Klubs, Heinz Wüest, meint, dass man sich in einem Klub eben auch anpassen müsse: «Wer ausgefallene eigene Ideen verwirklichen will, ist hier wohl falsch. Umgekehrt kann aber jedes Mitglied den Klub mitprägen.» Dies insbesondere dann, wenn man sich als Spezialist geoutet hat: Der Bau einer perfekten Modellbahnanlage umfasst unzählige verschiedene Teilgebiete. So ist Vizepräsident Hanspeter Hämmerli, der auch für die gebirgige Schmalspur verantwortlich ist, sinnvollerweise ein begnadeter Felsenbauer. Gerade «neu erfunden» wird die Anlage in der Spur N (1 : 160): Der Spurverantwortliche Heinz Müller und PR-Chef Othmar Naef waren mit dem Betrieb der alten Anlage, die von 1984 bis 1996 gebaut wurde, unzufrieden. Aus dem Vorsatz, einige Verbesserungen zu realisieren, wurde ein Totalabbruch und Neubeginn – als Erstes wurde ein stabilerer Fussboden verlegt…

Schrägseil-Bahnbrücke
Auch diese zwei N-Bahner sind Spezialisten: Heinz Müller spannt formschöne Brücken, die im totalen Eigenbau entstehen, über Flüsse und Täler. Neben klassischen Steinbogenviadukten darf es auch mal was Modernes sein: Er ist gerade daran, eine Variante der A4-Schrägseilbrücke für die Bahn zu entwickeln. Othmar Naef hat sein Betätigungsfeld vor allem im unsichtbaren Bereich der Anlage: Er sorgt dafür, dass die kilometerlangen Kabelstränge am Schluss den richtigen Schaltimpuls am richtigen Ort auslösen. Naef arbeitet mit Relaisschaltungen, die er im Eigenbau erstellt, «auch eine Preisfrage», sagt er. Andere Anlagen werden heutzutage nicht selten mit Computern gesteuert, doch im Mühletal bleibt man bewusst bei der klassischen Elektronik, und auch gefahren wird «von Hand». Was nicht heissen soll, dass der Klub nicht mit der Zeit geht: Der Meks hat einen hoch informativen Internetauftritt.Im Entstehen begriffen ist neuerdings auch eine dritte Anlage mit der Spurweite 45 Millimeter, was der Normalspur im Masstab 1 : 32 (Spur I) oder aber der Meterspur im Massstab 1 : 22,5 (Spur IIm) entspricht.

Vorfreude auf den Besuchstag
Zurzeit wird im Klubhaus an allen drei Anlagen auf Hochtouren gebaut, schliesslich will man am Besuchtag Baufortschritte präsentieren können. Das Tempo darf dabei nicht auf Kosten der Qualität gehen, viele der erwarteten Besucher sind nämlich selbst Modellbähnler und haben ein Auge für saubere Arbeiten. Nicht-Fachleute sind aber ebenso willkommen – auch solche, die vielleicht noch Bähnler werden könnten und sich dem Klub anschliessen möchten.

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